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Wenn der Prophet nicht zum Berge kommt, dann muss der Berg zum Propheten kommen.

Diese Redensart stammt wohl aus dem Orient und besagt, wenn ein Vorhaben nicht gelingt oder sich als unmöglich erweist, muss man eine (scheinbar) genau entgegengesetzte Lösungsmöglichkeit in Erwägung ziehen. Okay, ein Berg kann nicht einfach irgendwo hin, aber es ist nicht unmöglich einen Berg zu versetzen. Es ist zwar umständlicher und schwieriger einen Berg zu versetzen, als wenn der Prophet einfach zum Berg geht, aber es ist nicht unmöglich. Und wenn die einfachere Möglichkeit nichts wird (da der Prophet laut Sprichwort ja nicht zum Berg kommen wird), muss man eben die schwierigere Möglichkeit nehmen, damit es so ist (oder wird), wie es sein soll. Berg und Prophet kommen zusammen.

 

Warum hat Wolfgang Bickel dieses Sprichwort gewählt? „Es trifft nichts genauer die Situation der Integration behinderter Menschen in den Arbeitsmarkt“, sagt Wolfgang Bickel, Technologieberater in der Industrie für Reinigungsgeräte und Vater eines behinderten Sohnes, „wie gerade diese Redensart“. Seit vielen Jahren bemüht er sich, die Eingliederung von Menschen mit Einschränkungen in den Arbeitsmarkt zu realisieren. Dabei hat er mehr und mehr festgestellt, dass es fast unmöglich erscheint, diese Menschen im allgemeinen Arbeitsmarkt unterzubringen. Es gelingen zwar regionale Versuche, Behinderte in Unternehmen des Arbeitsmarktes einzugliedern. Doch es handelt sich dabei zumeist um Gruppen oder Einzelpersonen, die aus der Werkstatt ausgelagerte werden und die in den Unternehmen mit einfachen Arbeiten beschäftigt werden und nicht innerhalb von Gruppen nicht behinderter Menschen mitarbeiten können. Integration ist dies aber nicht.

 

Aufgrund seiner langen Berufserfahrung in der Entwicklung von Haushaltsprodukten und dem Einsatz der jeweils wirtschaftlichsten Fertigungstechnologien war er sich sehr frühzeitig darüber im Klaren, dass in diesem Arbeitsmarkt der Einsatz behinderter Menschen nicht gelingen wird. Kein Unternehmer wird in seinen existierenden Produktionsablauf Menschen einsetzen, die nach seinen geforderten Vorgaben am Arbeitsplatz geringer Leistungsfähig sind.

 

Bickel hat sich deshalb entschlossene, zunächst für die Öffentlichkeit deutlich zu machen, dass Behinderte zu hervorragender Leistung fähig sind, wenn man den Arbeitsmarkt in den Blick nimmt. In einem aufwändigen Pilotprojekt habe er zunächst ausschließlich mit Mitarbeitern einer Werkstatt für behinderte Menschen industriell Vorprodukte für eine neue Serie multifunktionaler Reinigungsgeräte fertigen lassen. Schon in sehr frühem Stadium dieses autarken Arbeitsmarktes fand er seine Überzeugung bestätigt: behinderte Menschen leisten hervorragende Arbeit, wenn die Arbeitsschritte ihren Fähigkeiten entsprechen. Folgerichtig habe er diese Schritte weiter ausgebaut und zunächst Produkte entwickelt, die in der Branche für Besen und Bürsten völlig neue Lösungen darstellten. (siehe Startprodukte)

 

Es war ihm schon als Leiter der Entwicklungsabteilung beim Marktführer in der Branche für Bürsten und Besen ein Dorn im Auge, dass in dieser Branche mehr und mehr eine Wegwerfmentalität entwickelt wurde. So kam es ihm gerade recht, dass der Markt für Konsumgüter (Non-food) mehr zu einem nachhaltigen Markt wächst. Jetzt konnte er auch hier seine Wunschvorstellungen umsetzen. Er ging weg von der automatisierten Fertigung von Billigstprodukten und strebte nach ökologischem und sozialverträglichem Wirtschaften. Das Ergebnis waren stabile Produkte in multifunktionaler Ausführung, bei denen große Mengen Material und Energie eingespart und erhebliche Mengen an CO2 Emissionen reduziert wurden. Der wachsende Montageaufwand war gerade die richtige Ausführung, die nun auch die Beschäftigung behinderter Menschen ermöglichte.

 

Positive Folgen wirtschaftlichen Wachstums ist bei solchen Produkten, dass die „defensiven Kosten“, d.h. dass die Produktion wie auch die Entsorgung, für die Umweltressourcen verbraucht werden, keine negativen Folgen für die Umwelt haben und dass die sozialen Kosten nicht die Allgemeinheit belasten. Kritiker der bisher nur quantitativen Berechnung des Bruttosozialprodukts fordern deshalb auch eine Berücksichtigung der defensiven Kosten und eine positive Bewertung von umweltschonendem und sozialverträglichem Wirtschaften in einem Ökosozialprodukt.

Bickel hat mit seiner Entwicklung jetzt nicht nur die Vorteile für den nachhaltigen Konsum auf seiner Seite sondern auch die Zukunft der nachfolgenden Generationen im Blick. Seine ökologische, soziale und ökonomische Verantwortung wird in Zusammenarbeit mit dem Handel und den verantwortungsvollen Kunden nun auch eine wachsende Akzeptanz für seine Entwicklungen schaffen. In der Branche für Reinigungsgeräte, die in fast allen Haushalten Verwendung finden (40 Mio.) ermöglicht das ein gewaltiges Kundenpotenzial. 

 

Wie in seinem Pilotprojekt getestet, kann durch diese Wachstumsperspektiven ein völlig neuer Weg des Zusammenkommens von Berg und Prophet, von Arbeitsmarkt und behinderten Menschen, begangen werden. Jetzt verlegte er „ganz einfach“ den Arbeitsmarkt in eine Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM). Als Entwickler innovativer Fertigungsverfahren machte es ihm auch keine Probleme, diese industrielle Fertigung zu einem integrativen System auszubauen. Ein Montagesystem mit Gleitförderern im Staubetrieb soll die Lösung sein. So kann auch innerhalb der WfbM Integration realisiert werden. Es muss nicht mehr unterteilt werden nach guter Leistung und geringerer Leistung oder nach schwerer oder weniger schwerer Behinderung. In seinem System können alle mitarbeiten, ob gute Leistungsfähigkeit oder weniger gute. Alle können an diesem System ihre Fähigkeiten verbessern und keiner steht oder sitzt abseits. Die Menschen lernen so in der WfbM die Arbeitsschritte kennen, die der Arbeitsmarkt fordert. Sie lernen Disziplin, Ausdauer, Konzentration, Anpassungsfähigkeit, Zuerlässigkeit u.v.m. Und jeder Mitarbeiter wird sich durch die permanenten Wiederholungen ganz automatisch seinem Leistungsoptimum nähern, das dann auch bessere Chancen bietet, eingliederungswillige Werkstatt-Mitarbeiter im Arbeitsmarkt (z.B. Fertigung mit Alu-Profilen) unterzubringen. Auch gegen die Monotonie in der Arbeit bietet dieses System die Chance auf unterschiedliche Anforderungen zu wechseln.

 

 

DIESE AUSSAGE BELEGT DIE BESONDERE SCHWIERIGKEIT
MIT DER INTEGRATION:

 

INNOVATIVE WELT DER INTEGRATION UND INKLUSION
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